Schmidt, Johann Christian
Der Reußische Robinson
Ein Tagebuch aus dem Nordischen Krieg und Sibirien
In der authentischen Schilderung, des nach seiner abenteurlichen Flucht nach Deutschland zurückgekehrten und in die Dienste des Fürstenhauses Reuß j. L. begebenen Schmidt, begegnet dem Leser keine billige Dramatik wie in anderen Robinsonaden aus jener Zeit; vielmehr sehen wir uns mit einem erschütternden Tatsachenbericht konfrontiert, dessen Stärken vor allem in der detaillierten Schilderung der den Krieg begleitenden menschlichen Tragödien liegen.
Der zentrale Bezug der Handlung des Buches liegt im Nordischen Krieg (1700-1721) zwischen Schweden und Russland. Der Autor, in die Dienste eines schwedischen Offiziers gepresst, macht den von Sachsen ausgehenden Feldzug nach Russland mit und nimmt an der Entscheidungsschlacht bei Poltawa teil. Hier gerät er in russische Gefangenschaft und wird nach Tobolsk deportiert, dem damaligen Zentrum Sibiriens. - In der authentischen Schilderung, des nach seiner abenteuerlichen Flucht nach Deutschland zurückgekehrten und in die Dienste des Fürstenhauses Reuß j. L. begebenen Schmidt, begegnet dem Leser keine billige Dramatik wie in anderen Robinsonaden aus jener Zeit; vielmehr sehen wir uns mit einem erschütternden Tatsachenbericht konfrontiert, dessen Stärken vor allem in der detaillierten Schilderung der den Krieg begleitenden menschlichen Tragödien liegen. Ein Umstand der sich bis in unsere gegenwärtige Zeit im weltweiten kriegerischen Geschehen nicht verändert hat.
Zum Autor:
Schmidt wurde im Sep. 1692 „zu Gera
im Voigtlande“ geboren, wuchs dort auf und kam bereits in jungen
Jahren weit in Europa herum, wovon er im „Reußischen Robinson“
in zusammengefasster Weise als Lebensüberblick in Versform Auskunft
gibt: „Ein Weinschenk war ich erst; allein mir zum Verderben, /
Lief ich als ein Soldat in meiner Jugend fort. / Bald musst` ich mir
mein Brod mit Tagelohn erwerben; / Bald schenkt` ich Brandewein, dem
großen Czaar zum Tort“ (…) Er wurde in der Zeit des Nordischen
Krieges (1700-1721) zwischen Schweden und Russland in die Dienste
eines schwed. Offiziers gepresst, machte den von Sachsen ausgehenden
Feldzug nach Russland mit und nahm an der für Russland
entscheidenden Schlacht bei Poltawa 1709 teil. Hier geriet er in
russ. Gefangenschaft und wurde nach Tobolsk deportiert. Dort
verbrachte er die nächsten zehn Jahre und besuchte die von den
Offizieren Wreech und Tabbert gegründete pietistische Schule. Seine
Kenntnisse der russ. Sprache verhalfen ihm 1719 zu einer Stelle bei
der ersten Sibirienexpedition des in russ. Diensten stehenden
deutschen Forschers Daniel Gottlieb Messerschmidt, und er war neben
dem Dolmetschen auch über ein Jahr für dessen Tagebuchführung
verantwortlich. Der 1721 zwischen Schweden und Russland
geschlossene Frieden brachte für Schmidt Anfang 1722 die lang
ersehnte Freiheit und die damit verbundene Rückkehr in die Heimat.
In Halle fand er das Wohlwollen von August Hermann Francke und
arbeitete zwei Jahre in der Buchhandlung der „Franckeschen
Stiftungen“. - Von entscheidender Bedeutung für seinen weiteren
Lebensweg war die Begegnung mit dem kunstinteressierten Grafen Reuß.
Als persönlicher Bediensteter Heinrichs VI. wurde er angeregt, seine
Lebensgeschichte zu Papier zu bringen und erhielt Gelegenheit, in
Jena ein Jurastudium aufzunehmen.
Mit diesen Aussichten verlieren sich
die Spuren von Schmidt im Dunkel der Geschichte. Sein weiterer
Lebenslauf und sein Sterbejahr bzw. der Sterbeort sind bis heute
unbekannt.
108 Seiten mit Schwarz-Weiß-Abbildungen und einer Karte, Broschur, Klebebindung,Format: 11,5 x 18,5 cm
13,50 € (A) / CHF 24,50
Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 03. Mai 2012 im Shop aufgenommen.