Hagen Seehase, Detlef Ollesch
Herzog, Henker, Heckenreiter
Wahrheit und Mythos der bekanntesten deutschen
Balladen über das 15. Jahrhundert
(Neuausgabe – 1. Auflage)
Von Damen, Rittern, Waffen, Liebschaften, höfischem Umgang und
wagemutigen Unternehmungen sang Ludovico Ariosto an der Wende
vom 15. Auf das 16. Jahrhundert in seinem „Orlando furioso“, dem „rasenden
Roland“. Diese 149 Gesänge zu acht Zeilen waren stark vom altfranzösischen
chanson de geste beeinflusst und sollten über Jahrhunderte Pflichtlektüre
bleiben, wie die Neudrucke aus Jena 1805 und Paris 1839 beispielhaft zeigen.
Was heute Romanistikstudenten zur Freude gereicht, war damals Programm: Die
Überhöhung der Vergangenheit durch eine Heldenfigur, die bisweilen auch den
Stammbaum der jeweiligen Herrscherfamilie aufhübschen sollte.
Je einschneidender die
Entbehrungen, je schmerzlicher die unerfüllte Liebe und je größer die
Heldentaten waren, umso besser. Was im „Orlando furioso“ ein Meisterwerk der
Literatur wurde, fand sich weniger stilsicher in populären Erzählungen wieder.
Allzu oft vermischten sich bei den Berichten über reale Personen Dichtung und
Wahrheit, das Garn wurde über Jahrzehnte und Jahrhunderte weitergesponnen. So
ist es schwierig geworden, bei solchen Erzählungen noch den Durchblick zu
bewahren.
Die Autoren Hagen Seehase und
Detlef Ollesch haben es nun unternommen, einige dieser sagenhaften Personen
unter die Lupe zu nehmen und die jeweilige historische Lage so weit wie möglich
zu klären. Die gelungenen Rätsellösungen findet der Leser in diesem Buch, auch
wenn es dann und wann heißen muss: „Se non e vero e ben trovato – wenn es auch
nicht wahr ist, so ist es gut erfunden. (Dr. Elmar Heinz)
Zum Inhalt:
„Lied von der schönen
Bernauerin“ (Anonym)
„Schelm von Bergen“ von
Heinrich Heine
„Der Lindenschmidt“ von
August Gottlieb Meißner
„Bulgneville“ von Bernkopf
„Der Zauberschütze“ von
Johannes Hüll
„Wir wollen ein Liedel heben
an“ (Sächsischer Prinzenraub) von Johann Gottfried Herder
„Das Mahl zu Heidelberg“ von
Gustav Schwab
„Herr Marx von Eckwersheim“
von Adolf Ludwig Stöber
„Pidder Lüng“ von Detlef von
Liliencron
„D`r Hans Trapp“ (Epilog)
Zum Autor:
Hagen Seehase wurde 1965 geboren und ist als Lehrer des höheren
Lehramtes und im Schuldienst in Niedersachsen beschäftigt. Nach seinem
Wehrdienst bei den Panzergrenadieren studierte er in Braunschweig Geschichte
und Germanistik. Freiberuflich arbeitet er als Autor für verschiedene kultur-
und militärgeschichtliche Zeitschriften und veröffentlichte über viele
erfolgreiche Bücher zur schottischen Geschichte. Für den Erfolgsband „Die
Highlander - Band 1“ wurde er mit dem „Diploma of Honour“ der „St. Andrews Association
des Order of St. Andrew“ ausgezeichnet.
Buchauszug:
Von alters her wird der
Nikolaus vom Knecht Ruprecht begleitet, der in gewollt respektgebietender
Manier ungezogenen Kindern die Konsequenzen ihres Tuns sinnlich-körperlich
erfahrbar machen soll.
Die Ausgestaltung dieser
pädagogisch wertvollen Rolle variiert regional. Im nördlichen Elsaß ist es
„Hans Trapp“, der als schlagfertiger Begleiter des hl. Nikolaus mit
Zipfelmütze, weißem Bart und Rute auftritt.
In der Adventszeit findet in
Weißenburg (Wissembourg) sogar ein Umzug mit Christkind und Hans Trapp
statt.
Ein Gedicht in elsässischer
Mundart beschreibt die Gestalt näher:
D’r Hans Trapp
Schoi, do kummt d’r Hans
Trapp.
Ar het a scheni Zepfelkapp’
Un a Bart wiss wie a Schimmel.
Ar kummt vum schena Starnehimmel
Un bringt da Kinder a Ruada,
Wu net dien singe un bata.
Schoi, Hans Trapp, mir sin so klein
Un brav un folje d’heim.
Müesch net kumme mit dim Stacka,
Denn mir kenne singe un oi bata.
Auf Hochdeutsch könnt man es
folgendermaßen wiedergeben:
Der Hans Trapp
Schau, da kommt der Hans
Trapp.
Er hat eine schöne Zipfelkapp’
Und einen Bart weiß wie ein Schimmel.
Er kommt vom schönen Sternenhimmel
Und bringt den Kindern eine Rute,
Die nicht tun singen und beten.
Schau, Hans Trapp, wir sind so klein
Und brav und folgen daheim.
Musst nicht kommen mit deinem Stock,
Denn wir können singen und auch beten.
In der benachbarten Pfalz ist
Hans Trapp (eigentlich Hans von Trotha) zu einer volkstümlichen, ja populären
Figur geworden. Der am 26. Oktober 1503 verstorbene Adlige war Burgherr im Wasgau, kurpfälzischer Marschall und Gesandter am französischen
Hof. Was ihm aber Reichsacht und Kirchenbann, dazu noch die posthumer
Verwendung als Kinderschreck einbrachte war seine Fehdefreudigkeit, deren Ziel
allzu oft die Abtei und die Reichsstadt Weißenburg waren. Als „Raubritter“
würde man ihn heute charakterisieren, den Zeitgenossen war der Begriff
„Heckenreiter“ geläufig. Ein solcher war er zweifellos, wenn er sich auch nie
auf eine Stufe mit gemeinen Räubern und Wegelagerern gestellt hätte. Die Burg
Berwartstein, unser Titelbild zeigt sie, war sein Hauptstützpunkt.
Touristischer Hinweis: Oberhalb
des Dorfes Erlenbach bei Dahn liegt die Burg Berwartstein, ein absolutes Muss
für jeden Besucher der Südpfalz.
Buchangaben:
136 Seiten mit vielen Farb-
und Schwarz-weiß-Abbildungen, Hartcover, Format 16,5 x 24,5 cm
EUR 22,90 (A) /
CHF 40,10
Dieser Artikel wurde am Freitag, 10. Januar 2025 im Shop aufgenommen.