Casagrande, Rudolf
Kubanische Augenblicke
Mit dem Zeichenstift durch Havanna, Cienfuegas, Trinidad,
Sancti Spiritus, Mantanzas,Varadero
In diesem Buch begleitet der Leser den bekannten Maler und Zeichner Rudolf Casagrande bei seiner Reise durch das Cuba der Gegenwart mit allen seinen Licht- und Schattenseiten. Die Zeichnungen, Skizzen und Aquarelle mit den entsprechenden Notizen und Kurzerklärungen sind vor Ort im westlichen Teil der Insel entstanden in Havanna, Trinidad, Cienfuegos, Matanzas und einigen Orten in der Umgebung wie Sancti Spiritus und Varadero. Sie zeigen u. a. ein Straßencafe auf der Hafenseite, einen Friedhof mit legendenumwobenen Grabstellen und Skulpturen, die Villa von Ernst Hemingway mit Jagdtrophäen und der Bibliothek, Musiker, Tänzer, Stelzenläufer und einen Schuhputzer mit Pasten und Tinkturen, amerikanische Oldtimer-Autos, einen Buchmarkt mit Revolutionslektüre und Jahrmarktsbetrieb, Schweine auf dem Fahrrad-Grill, einem Geistlichen mit Digitalkamera, den Wochenmarkt mit Zwiebel- und Knoblauchzöpfen und einen Wagen zum Transport von Zuckerrohr. – Der Band vermittelt insgesamt einen einmaligen Einblick in die nachsozialistische Ära eines Landes, das noch immer auf der Suche nach sich selbst ist.
Buchauszug: Havanna: In einem Restaurant probt erst eine Band, dann singen sie zu unserem Mittagessen – wir sind die einzigen Gäste. Sie freuen sich über die Aufmerksamkeit (des Zeichners) – wahrscheinlich aber mehr über den Kauf einer CD. - Wir sehen sie am Abend in einem anderen Lokal. Alle Musiker treten in verschiedenen Lokalen auf und bekommen nur die Trinkgelder der Gäste. Wenn die sich nur bedanken, bringt es den Künstlern nichts. Aber das passiert nach unserer Beobachtung wirklich häufig und es ist eher peinlich, wenn die Leute sich nur mit Handschlag verabschieden und keinen Peso spendieren. - - - Cienfuegos: Die Fahrt von Trinidad nach Cienfuegos in einem 1956er „Chevrolet“ mit einem „Toyota“-Motor, der die schwere Kiste nur mühsam über die Hügel brachte. Unterkunft in einem alten Kolonialbau auf dem Prado bei einer etwas unglücklichen Dame, deren Tochter in Deutschland verheiratet ist, ihr dieses Haus gekauft hatte und sie damit aus der gewohnten (wohl ärmlichen) Umgebung am Stadtrand und ihren Bekannten und Freunden weggerissen hatte. Damit hatte sie zwar ein gutes Einkommen, aber sie ist sozial isoliert und eigentlich hatte sie auch keinen Spaß an dieser Arbeit. - - - Matanzas: Die Stadt ist nicht gerade spektakulär, aber der stattfindende Buchmarkt war es. Die riesige Menge Leute, die Jahrmarktbetriebe sowie das Miniriesenrad, das manuell bewegt wurde und dessen Kabinen sich noch um zwei Achsen drehen ließen, was einen schon vom Zuschauen schwindelig machte. Dazu Schweine auf dem Fahrradgrill und Feilschen um Revolutionslektüre … - - - Varadero: Nach Varadero kann man mit jedem Taxi ohne Probleme fahren, doch zurück nur mit Taxen aus Varadero. So kam es, dass wir bei der Rückfahrt aus unserem bestellten Taxi kurz vor der Kontrollstelle an der Brücke zum Ort aussteigen und die paar Meter durch die Kontrolle zu Fuß gehen mußten, um dann wieder in unser Taxi einzusteigen und so dem Fahrer die Probleme mit der Polizei wegen der Taxivorschriften zu ersparen. - - - Während der Rückreise: Während der Reise und auch bei der Abreise hatten wir nie das Gefühl überwacht zu werden, wie es frühere Reisende berichteten. Ich hatte wegen dieser Berichte Bedenken, dass man mich mit meinen Zeichnungen penibel überprüfen oder sogar im Zweifel einige Arbeiten konfiszieren würde, aber niemand war interessiert oder hatte mich gemeldet. Die Überwachung früherer Jahre scheint vorbei zu sein …
Zum Autor:
Casagrande
ist ein österreichischer Künstler,
der 1942 in Innsbruck geboren wurde. Er
absolvierte seine Ausbildung in Innsbruck an der Gewerbeschule HTL.
Anschließend trat er in den Berufsverband bildender Künstler in
Frankfurt ein, wo er Mitglied der Künstlergruppe „Klosterpresse“
im früheren Karmeliterkloster wurde. Um seinen Lebensunterhalt als
Künstler abzusichern, nahm er in Berlin und München ein Studium als
Bauingenieur auf, das er als Dipl.-Ing. abschloss.
Nach
dem Studium hielt er sich längere Zeit in Zaire, in Saudi Arabien
und im Libanon auf und unternahm Kurzstudienreisen in den Mittleren
Osten und nach Asien. Während seines Aufenthalts in Zaire im Jahre
1975 begann er aus Mangel an verfügbaren Malleinwänden die Serie
„Alternative Malgründe“, in der er Mehl- und Kaffeesäcke als
Malgründe verwendete. Im
Jahre 2002 war er Stadtzeichner in Krems / Niederösterreich im
Stadtmuseum und der Kunsthalle Krems auf Einladung der Stadt Krems
und des Landes Niederösterreich. Einzelausstellungen von Casagrande
waren im Gasteig München, in der Kunsthalle Nassereith und in
verschieden Galerien zu sehen.
www.casagrande-online.com
88 Seiten durchgehend mit Schwarz-weiß und Farbabbildungen von Rudolf Casagrande
Broschur, Klebebindung, Format: 29,7 x 21,0 cm
26,10 € (A) / CHF 45,70
Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 06. Mai 2020 im Shop aufgenommen.