Fähnrich, Heinz (Hrsg. u. Übers.)
Hinter neun Bergen
Märchen der Kartwelier
Die Märchenwelt der Kartwelier, einem Volksstamm in den Bergen des Kaukasus, ist weltweit einzigartig in ihrer mythischen Botschaft von Geistern, Riesen, Waldmenschen und beseelten Tieren, welche die Zeiten auf wundersame Art überdauert hat und hier erstmals in umfassender Weise vorgestellt wird.
Der Kaukasus und die ihm vorgelagerten Gegenden beheimaten zahlreiche Völker. Zu ihnen zählen die Kartwelier, welche die georgische Nation bilden und deren Siedlungsgebiete im zentralen und westlichen Teil des Kaukasus und Südkaukasiens liegen. Ihre Märchen spiegeln ihre Geschichte in spezifisch verarbeiteter Form wider; sie vermitteln ein Bild der Lebensumstände, der Vorstellungswelt und der Gesellschaftsstruktur zu unterschiedlicher Zeit. Dabei haben sich vielfach feste Muster in die mündlichen Überlieferungen eingeschliffen, die zu markanten Kennzeichen der kartwelischen Märchenwelt wurden und sie von denen anderer Völkern unterscheiden. Typisch für die Folklore der Kartwelier ist die häufige Verwendung der magischen Zahl 9, die in den Märchen immer wiederkehrt; zudem nutzen sie eine charakteristische Farbsymbolik, welcher die Farben Schwarz, Weiß und Rot zugrunde liegen. Das Motiv des Jagens bzw. des Jägers findet sich ebenfalls oft als zentrales Thema der Märchen. Der Jäger war es, der auf der Suche nach Wild durch Wälder, Schluchten und Berge streifte, die Sinne übernatürlich gespannt. Seltsame Begegnungen in der Wildnis Kaukasiens und unerklärliche Erscheinungen beflügelten seine Phantasie, die Natur erschien ihm beseelt, Geister, Riesen und Waldmenschen bevölkerten die Gefilde, die Tiere wie Hirsch, Steinbock und Adler gewannen Zauberkraft. - Auf diese Weise sind die Märchen der Kartwelier nicht nur Zeugnisse der Phantasie und Erzählfreudigkeit der Menschen, sondern auch ihrer persönlichen Wünsche, ihrer Sehnsucht nach einem glücklichen Leben und ihres Strebens nach Gerechtigkeit. Sie gestatten Einblicke in die Tiefe ihrer Vergangenheit, wo vieles noch vom Nebel des Geheimnisvollen umhüllt ist. - Heinz Fähnrich, ein Kenner der magisch-mytischen Historie der Kaukasusvölker, legt mit diesem Band erstmals eine umfassende Zusammenstellung kartwelischer Märchen vor, die keine Unterscheidung zwischen kindlichen bzw. jugendlichen Lesern und betagten Märcheninteressenten kennt.
Zum Inhalt:
In dem umfangreichen Band befinden sich die 171 schönsten und nachhaltigsten kartwelischen Märchen.
Zum Herausgeber & Übersetzer:
Heinz Fähnrich, geb. 1941, ist ein
deutscher Kaukasiologe, der in der Nähe der thüringischen Stadt
Jena lebt. Bereits in seiner Jugend interessierte er sich für
Altertumswissenschaften und wünschte sich, einmal nach Ägypten zu
reisen. Nachdem er ein Studium der Archäologie in Jena aufgenommen
hatte, weckten vor allem die Vorlesungen von Gertrud Pätsch sein
Interesse. Angeregt durch sie studierte er zunächst Indonesisch und
dann die georgische Sprache. Ein Partnerschaftsvertrag zwischen der
Jenaer Universität und der Staatlichen Universität Tiflis
ermöglichte ihm, nach Georgien zu reisen. Dort verteidigte er 1970
seine Habilitationsschrift auf Georgisch. Seit 1986 hatte er an der
Universität Jena den deutschlandweit einzigen Lehrstuhl für
Kaukasiologie inne.
Seine Arbeit wurde mit dem
Akaki-Schanidse-Preis (1992), der Iwane-Dshawachischwili-Medaille,
dem Marie-Brosset-Preis des Zentrums für Kartwelologische Studien
und dem georgischen Ehrenorden (2002) gewürdigt. Seit 1996 ist Heinz
Fähnrich Mitglied der „Georgischen Akademie der Wissenschaften“.
- Er hat zahlreiche Bücher zur Geschichte, Sprache und Literatur
Georgiens veröffentlicht. Zudem hat er sich als Übersetzer
georgischer Literatur hervorgetan und war lange Zeit der
Chefredakteur der Zeitschrift „Georgica“.
648 Seiten mit ganzseitigen Schwarz-weiß-Abbildungen, Worterklärungen im Anhang, Nachwort und Quellenverzeichnis.
Hartcover
Format 15,0 x 21,0cm
30,70 € (A) / CHF 53,70
Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 03. Mai 2012 im Shop aufgenommen.